Der lange Weg zur Entschlüsselung unserer Ortsnamen

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Daniel Paris

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Der lange Weg zur Entschlüsselung unserer Ortsnamen

Ein Ortsname ist wie ein Band aus wertvollen Steinen, die Steine sind die Worte, aus denen sie zusammengesetzt sind. Das Band wurde ins Wasser geworfen, in die deutsche Sprache, von der es abgeschliffen und manchmal umrahmt wurde. Häufige deutsche Zusätze sind beispielsweise Ober- oder Hinter- vor dem Namen und -dorf, -ing, -hofen hinter dem keltischen Namen. So wurde der Ortsname Sigmar zu Sigmaringen, es wurde das alemannische (deutsche) Suffix -ingen angehängt. Sigmar wird in der bisherigen Ortsnamendeutung häufig als der Name des Gründers der Stadt dargestellt, ohne dass es dafür irgendeinen Beleg gäbe.

In Wirklichkeit ist Sigmar der keltische Name der Siedlung, der aus sig (stark) und mar (gross) besteht. Er kann demnach als die «grosse starke [Siedlung]» übersetzt werden.

Ein guter Ansatz zur Erforschung sind kurze Namen, die aus einem einzigen keltischen Wort bestehen, wie zum Beispiel der Name des Flusses Inn, romanisch En. Es gilt nun herauszufinden, was das Wort „inn“ oder „in“ bedeutet. Es zeigte sich, dass das Wort aus der keltischen Sprache kommt, die vor dem Römisch-Romanischen und vor dem Deutschen gesprochen wurde. Durch Vergleich mit den Wörterbüchern der bekannten keltischen Sprachen, konnte das Wort bestimmt werden. Das Wort hat sich nämlich im Altirischen erhalten und bedeutet dort „Wasser“ (dil.ie/20037). Obwohl das Altirische etwa zwischen 600 und 900 n. Chr. in Irland gesprochen wurde, entpuppte es sich als der direkte Nachfahre der hier vor der Zeitenwende gesprochenen keltischen Sprache. Es zeigte sich, dass dieser Forschungsansatz zum Erfolg führt, fast alle alten keltischen Worte aus den Ortsnamen haben noch einen Verwandten im Altirischen.

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Analog aufgebaute Ortsnamen

Eigentlich liegt es nahe, ein Wort durch Vergleich mit späteren Formen ein und derselben Sprache oder Sprachfamilie zu bestimmen. Nehmen wir an, wir würden die Bedeutung eines althochdeutschen Wortes nicht kennen, würden wir es doch erst mal mit Mittelhochdeutschen Worten vergleichen, oder nicht?

Der neue Weg zu unseren Ortsnamen

Die Römer haben viele unserer alten Ortsnamen als erste aufgeschrieben. Von ihnen kennen wir lateinisch wirkende Namen wie Turicum, Vindobona und Rhenus, die Namen für Zürich, Wien und den Rhein.